Carolin über einen freudigen Kampf
Viele behaupten ja, Latein sei eine tote Sprache. Darüber kann Carolin nur lachen. Wie aktuell, wie präsent die Amtssprache des untergegangenen Imperium Romanum sein kann, erfährt sie nämlich derzeit am eigenen Leib. „Sie nimmt gerade mein Leben ein“, sagt sie. Okay, ein klein wenig Übertreibung ist schon dabei, aber die Studentin ist wirklich heilfroh, wenn dieses Latinum, diese übermächtig scheinende Prüfung, endlich hinter ihr liegt.
Bis dahin wird die 22-Jährige wohl noch viel Zeit hinter ihren Latein-Büchern verbringen. Es ist die große Ausnahme, wenn sie wie jetzt, auf einer Decke im Kölner Grüngürtel liegend, etwas anderes liest. Ein kleinerer Test in Leichtathletik steht an, wofür sie nun zusätzlich noch Theorie büffelt. Doch das sei wirklich nicht vergleichbar mit dem, was in einigen Wochen auf sie zukommt, sagt sie.
Französisch und Sport, das sind die Fächer, die Carolin auf Lehramt studiert. Für sie eine prima Möglichkeit, ihre beiden Interessen Sport und Sprachen zu verbinden. Dass sie für Französisch das Latinum brauchen würde, war ihr klar. „Ich hätte aber nie gedacht, dass es so hart wird. Das ist so eine krasse Prüfung vor der Bezirksregierung“, sagt sie. Und natürlich habe sie davor ein wenig Angst, man habe nur zwei Versuche. Aber sie macht sich auch Mut: „Es ist schaffbar, definitiv.“
Sie begrüßen sich mit Salve
Damit sich dies auch für sie selbst bewahrheitet, hat sie sich unter anderem mit einem Kommilitonen zum Lernen zusammengetan – und durch die anstrengende Vorbereitung, ganz nebenbei, sogar einen richtig guten Freund gewonnen. „Wir begrüßen uns inzwischen schon mit Salve“, erzählt sie und hebt mit einem Lachen die Hand zum Gruß. Mittlerweile mache es sogar Spaß, wenn man etwa merke, dass ein Satz richtig ist. Klar sei es weiter ein Kampf, meint sie, „aber ein freudiger Kampf“, so könne man das wohl formulieren.
Ihre wahre Leidenschaft muss dagegen zurzeit ein wenig zurückstehen: das Tanzen. Bereits in ihrer Heimatstadt Münster war Carolin Mitglied in einer Tanzgruppe, jetzt hat sie in Köln eine neue gefunden. Der gehören beileibe nicht nur Sport-Studentinnen an. Bei uns, erzählt sie, „sind auch Kauffrauen und Sozialpädagoginnen dabei. Das ist echt cool.“ Getanzt wird eine Mischung aus Streetdance, Dancehall und Hip Hop. Auch das ist ziemlich cool.
Tanzen ist ihr Antrieb
Aktuell hat sich die Truppe einen Dance-Contest in Ludwigshafen zum Ziel genommen. Nicht irgendeinen, „+phat_skillz“ sei international besetzt, betont Carolin. Ob die Kölner für den Wettbewerb im November zugelassen werden, ist noch unklar. Aber alleine das Bewerbungsvideo hat der 22-Jährigen schon riesigen Spaß gemacht. „Wir haben in Kalk in einer alten Fabrikhalle gedreht“, schwärmt sie über die stilechte Location. „Mit Graffiti an den Wänden und eingeschmissenen Fensterscheiben.“
Für die Studentin ist das Tanzen dabei weitaus mehr als ein Hobby, es ist ihr Antrieb. „Man powert sich zwar total aus, aber kriegt verrückterweise dadurch wieder Kraft für alles was ansteht“, sagt Carolin. Kein Wunder, dass sie früher Tänzerin werden wollte, so richtig beruflich. Sie hat die Sache aber „irgendwann realistisch gesehen“ und sich für etwas Solides entschieden. Nach einem Praktikum an der Schule hat sie erkannt, dass ihr das auch viel Spaß macht.
„Gute Gespräche, gutes Essen, Sonnenschein“
Bereut hat sie diese Entscheidung nie, auch die nicht, fürs Studium nach Köln zu ziehen. Nach der Eignungsprüfung, die sie damals an die Aachener Straße geführt hatte, war sie noch skeptisch. Inzwischen aber schätzt Carolin gerade, dass die Stadt auch ihre Schmuddelecken hat, nicht so gelackt ist wie Münster. „Das macht es aus, hier kann jeder so sein, wie er will“, sagt sie. „Köln ist meine Stadt geworden, absolut.“ Spätestens als ihre Ehrenfelder WG sie beim Einzug mit einem selbst gebackenen Pflaumenkuchen begrüßt hatte, war ihr klar: „Es wird eine gute Zeit.“
Längst ist ihre Mitbewohnerin Vicky auch eine Freundin. Überhaupt sind Freundschaften Carolin wichtig im Leben. „Gute Gespräche, gutes Essen, Sonnenschein“, mehr brauche es doch nicht. Wenn sie dann aufbrechen zu einem gemütlichen Picknick, ein Salat mit Baguette und leckerem Käse dabei, „das ist so ein Moment, der mich glücklich macht“. Und dann ist auch das Latinum weit, weit weg.
Achim Graf
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